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'Der Löwe erwacht' - Album vom Deutschraper Konstantin

Verantwortlicher Autor: Sergej Perelman Aschaffenburg, 03.08.2022, 20:21 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 8372x gelesen

Aschaffenburg [ENA] Raper Konstantin brachte 2019 seine Kurzspielplatte 'Sonnenuhr' heraus - eine lichtvolle, poetische Meditation über Abgrund und Auferstehung, die in den Worten mündet: "Du wirst geboren, steigst hinab aus unendlichem Licht. Deine Seele so viel weiter als jeder Ozean". Sie sei der "Vorgeschmack" auf sein neues, großes Album 'Der Löwe erwacht', das Ende August 2022 erscheint. Es folgt ein Interview mit dem Künstler.

ENA: Konstantin, wir haben uns nach deinem Auftritt im Friedenscamp der Kampagne 'Stopp Ramstein' Ende Juni 2022 kennengelernt. Wie war Dein Weg dorthin? Und die zweite Frage gleich hinterher: Du singst in dem Lied 'Komm mit mir': "Ich mach das nicht für Anerkennung. Ich stell mich so Problemen und ich arbeite sie auf raus der Enge dieses Lebens. [...] Hab die Kälte verbannt durch den Segen der Musik. Habe durch Tränen auf den Beat meine Seele therapiert". Stellt für Dich das Schreiben und die Musik eine Art Therapie dar, die du mit deinen Mitmenschen teilen möchtest?

Konstantin: Um die erste Frage, wie mein Weg zum Friedenscamp war, beantworten zu können, muss ich zuerst die zweite Frage beantworten, in der du fragst, ob ich Musik als Therapie sehe. Ja, sehe ich. Ich war schon immer, schon in meiner Jugend ein Mensch, der einen starken Drang zu Gerechtigkeit hatte, einen starken Drang dazu hatte, mit Liebe und Respekt mit meinen Mitmenschen umzugehen; und ich habe oft gemerkt, dass das nicht so möglich scheint in dieser Welt. Auch im Großen nicht: in der Politik. Ich habe mich oft gefragt, wie kommt es denn zu Negativität, zu Kriegen. Wie kann es sein, dass so viel falsch läuft in unseren Sozialsystemen. Und habe da immer sehr nach außen geschaut - in meiner jugendlichen Wut.

Und bin irgendwann an den Punkt gekommen, an dem ich erkannt habe: Wir Menschen sind die Macher! Wir haben uns so angewöhnt die Verantwortung abzugeben. Ob das irgendwelche Ärzte sind, die uns Pillchen verschreiben, wenn wir krank sind, statt zu überlegen, wie können wir einen gesunden Lebenswandel führen. Oder an die Politik oder an sonst jemanden. Wir müssen die Verantwortung selbst in die Hand nehmen! Und so habe ich angefangen, mal IN mich zu gehen, und zu merken, dass meine Außenwelt meistens ein Spiegel meiner Innenwelt ist. Ich hab angefangen, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen; zu lernen, auch ohne äußere Ablenkungen gut mit mir selbst sein zu können, auch in der Stille sein zu können, in eine gewisse Bewusstheit zu kommen.

Wenn ich Frieden für diese Welt möchte, dann muss ich zuerst IN mir den Frieden erschaffen, den Frieden finden, muss den Frieden leben. Und das hab ich gemacht. Und diesen Weg habe ich in meiner Musik dann beschritten. Und so ist es, dass die 'Sonnenuhr'-EP, die Kurz-CD, nur ein Vorgeschmack meines jetzt im Sommer kommenden Albums ist. Das Album heißt: 'Der Löwe erwacht'. Und es geht quasi um mein Erwachen, um den Prozess, wie ich zu mir selbst gefunden habe - aus meiner Unbewusstheit hinein in meine Bewusstheit; über mich, meine Themen, meine Ängste und meine Schritte, die ich zu gehen habe, um mit mir ins Reine zu kommen und somit auch mit der Welt ins Reine zu kommen.

Und genau das beschreibt meine Musik. Ich sehe mich dabei nicht als ein spiritueller Guru oder Oberlehrer, sondern ich möchte den Menschen ein Angebot machen, wenn sie meine Musik hören. Ich beschreibe meinen ureigenen Weg, meine Sicht auf die Dinge, meinen Blickwinkel, wie ich's geschafft habe, in mehr Frieden und in mehr Positivität zu kommen. Ich biete es den Menschen an: "Hör' es Dir an. Vielleicht ist für Dich was dabei, vielleicht auch nicht." Das war mein Weg. D. h. meine Musik kann gerne auch mal nebenbei gehört werden und macht dann vielleicht gute Laune. Das ist mir dabei immmer wichtig, dass ich harmonische Melodien komponiere oder raussuche, die meine Texte untermalen.

Aber genauso steckt so viel Tiefe und individuelle Auseinandersetzung mit mir selbst, mit der Umwelt, der Spiritualität, den universellen Gesetzen, dass es ein gewisses Bewusstsein auf Seiten der Hörerschaft haben darf, die meine Musik konsumiert. Es ist eben mehr als irgendwie eine schnelle Unterhaltung. Ja, und so habe ich natürlich auch die Hörerschaft gefunden - in der Friedensbewegung. Meine großen Themen sind: Wie können wir zu mehr Frieden finden? Wie können wir Freiheit finden? Freiheit ist ein großes Thema für mich. Freiheit kann nur mit Frieden funktionieren.

Ich habe mir auch die Mechanismen angeguckt, wie für geostrategische Interessen erstmal Feindbider erschaffen werden, um Menschen medial dazu zu bringen, Kriege zu akzeptieren. Und so kommen wir nie in den Frieden. Das heißt immer: Wir bomben uns jetzt irgendwo eine Demokratie zurecht. Wo ich mir dann denke: Was nehmen wir uns denn raus, einen Anspruch zu haben, über andere zu urteilen, wie sie jetzt zu leben und zu regieren haben. Ich glaube, dass bei den Medienschaffenden falsche Überzeugungen eine Rolle spielen und dass die Dinge nicht hinterfragt werden, bevor man sie einer großen, breiten Masse präsentiert. Es wird nicht hinterfragt, ob diese oder jene Aussage eines Politikers zu der Handlungsweise desselben Politikers passt.

Ich hab dann einfach gemerkt, dass immer mit den Emotionen der Menschen gespielt wird, mit ihren Ängsten. Vor dem aktuell in den Medien sehr präsenten Krieg hatten wir ganz viele Kriege in durchweg muslimischen Ländern. Und kurz davor glaubten nach 9/11 plötzlich ganz viele Menschen, dass jeder Vollbart-Träger ein Terrorist ist. Und wir jetzt Krieg gegen den Terrorismus führen müssen, Und ich meine: So funktioniert es, dass Menschen einem Krieg zustimmen den sie gar nicht verstehen und es gar nicht so schlimm finden, dass da Menschen getötet werden; weil es sind ja die Bösen, die getötet werden. Und diese angeblichen Bösen - die glauben, sie kämpfen auch gegen die Bösen.

So wird die Emotionalität immer genutzt, um die Unfreiheit, Krieg, Gewalt zu rechtfertigen. Umso wichtiger ist es für mich, dass man sich seiner selbst, seiner psychischen Prozessese, seiner Gedanken, seiner Ängste, seiner Themen und seiner Emotionalität bewusst ist, um nicht mehr so einfach beeinflussbar und lenkbar zu sein. Damit habe ich mich in meinem Leben auseinandergesetzt und in meiner Musik auseindergesetzt. So war es für mich dann klar, dass der Weg in die deutsche Friedensbewegung geführt hat. Und wenn ich nur diesen kleinen Beitrag leisten kann, indem z.B. das Friedenscamp noch mehr Menschen anzieht, weil es neben Vorträgen und Protest auch etwas gibt, um den Tag ausklingen zu lassen mit einer geistvollen Musik, bin ich froh.

ENA: Was würdest Du den Lesern dieses Artikels noch gerne über Dich bzw. Deine Musik mitteilen?

Konstantin: Meine Musik ist kein schneller Mainstream-Pop-Plastik, sondern wirklich eine Kunst, etwas Tiefergehendes. Wir leben in einer Welt der Unbewusstheit. Alles muss schnell gehen, man kann alles schnell bekommen. Man kann auf Amazon prime etwas bestellen, es ist am nächsten Tag schon da, ohne sich Gedanken zu machen: Wie ist so was möglich? Unter welchen Bedingungen müssen die LKW-Fahrer, Leute in den Lagern schuften, dass so was möglich ist?! Alles muss billig sein und man wird von seinem eigenen Inneren durch den Konsum abgelenkt. Und genauso ist die Musik auch. Wir haben eine Zeit, in der es so viele Hits gibt, wie es sie noch nie gab, und eine Zeit, in der die Qualität der Musik noch nie so leer war.

Ich finde die Musik ist so ein wichtiges Medium. Es kann so viel bewirken! Es kann so viel errechen, es hat so eine Macht, Gutes wie auch Negatives zu vermitteln und einen Menschen ein Leben lang zu tragen. Wir alle kennen diesen einen Song, der uns bei Liebeskummer mal total geholfen hat. Und genau das ist es. Diese Tiefe in der Musik vermisse ich, die möchte ich machen! Ich gebe in jedem einzelnen Song einen Teil von mir preis, einen Teil meiner inneren Wahrheit preis, einen Teil meiner Seele preis. Und genauso darf auch meine Musik gesehen werden.

Ich stehe auf der Bühne nicht als ein Guru, der anderen erklären will, wie sie zu leben haben. Ich stehe auf der Bühne nicht als ein ungreifbarer Star. Ich bin da oben Mensch, genauso wie der Mensch, der vor der Bühne steht. Einfach nur ein Mensch, der einen Weg gefunden hat, über sein Innerstes zu sprechen und eventuell Leute damit zu inspirieren, wenn sie darauf Lust haben. Ich habe den Anspruch überhaupt nicht, Leute führen oder belehren zu wollen - ganz im Gegenteil! Ich bin ein Mensch und ich glaube, wir kommen in Frieden, wenn wir uns so offen und ehrlich und nackt (emotional) zeigen, wie wir sind.

Und genau deswegen habe ich meinen Künstlernamen abgelegt. 'Captain Hook', so war er vorher, und nenne mich nur noch Konstantin, weil ich Konstantin heiße. Zwischen dem Musiker Konstantin und dem Menschen Konstantin gibt es keine Trennlinie mehr. Es gibt keinen Unterschied mehr. Ich bin auf der Bühne, in meiner Musik der Mensch, der ich bin. Ich möchte weg von diesen Starallüren, dass Musiker Weltstars sind, mit denen man kein normales Wort wechseln kann und man wird schnell demütig, wenn man jetzt einen großen Star sieht. Ich will nicht, dass wir uns kleinmachen. Ich will, dass wir alle in unsere Kraft kommen und uns großmachen und dass sich jeder großartig fühlt. Und genau das ist es, was ich mit meiner Musik erreichen will.

Der Titelsong 'Der Löwe erwacht' als Musikvideo zu Konstantins bald erscheinendem Album 'Der Löwe erwacht': https://www.youtube.com/watch?v=D41t6JeNK7Y

Weitere Informationen zum Künstler: Homepage: https://konstantin-music.com/ Kontakt: info@konstantin-music.com. Instagram: Konstantin_Music. Das Interview führte Sergej Perelman.

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